Vorderwandinfarkt: Schritt für Schritt

Inhalt

Infarkt oder nicht?
   Schritt 1: STEMI nach Leitlinie
   Schritt 2: Hochrisiko-NSTE-ACS
   Schritt 3: Übrige NSTE-ACS
      „Obvious STEMI“?
      „Subtle STEMI“?

Für Manchen mag es selbstverständlich scheinen, im Einzelfall kann es dann aber doch knifflig werden: Infarktzeichen in den Brustwandableitungen erkennen. Bei Patienten mit akuten Brustschmerzen ohne Frage oft eine Schicksalsfrage: STEMI (ST-Hebungs-Infarkt) oder nicht? Oder, um es noch ein wenig komplizierter zu machen: OMI (Occlusion Myocardial Infarction = Koronarverschluss-Infarkt) oder nicht?
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Lewis-Ableitung

Modifizierte Lewis-Ableitung
Elektrodenposition re. parasternal im 2. und 4. ICR
Die Lewis-Ableitung ist ein hilfreicher Trick, um P-Wellen im EKG besser sichtbar zu machen. So gelingt die Erkennung einer AV-Dissoziation bei Breitkomplextachykardien häufiger als im Standard-EKG. Und auch bei Schmalkomplextachykardien kann das manchmal hilfreich sein.

Die technische Durchführung ist einfach: Die Elektroden für den li. und re. Arm (rot und gelb) werden im 2. und 4. ICR re. parasternal angebracht. Ableitung I stellt jetzt die Lewis-Ableitung dar und sollte natürlich auch so beschriftet werden.

Abgesehen von dieser heute gebräuchlichsten Technik gibt es in der Literatur noch eine Reihe von Varianten, dazu später mehr.
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Breitkomplextachykardie

Inhalt

Beispiel
ESC-Leitlinie 2019
   AV-Dissoziation
   QRS-Dauer
   QRS-Achse (’no man’s land‘)
   Konkordanz in den BWA
   RSB-Morphologie
   LSB-Morphologie
Wellens-Kriterien
Brugada-Algorithmus
Vereckei-/aVR-Algorithmus
RWPT Kriterium
Therapie

Breitkomplextachykardien im EKG können eine echte Herausforderung sein. Besonders bei hohen Frequenzen, Elektrolytstörungen oder unter Antiarrhythmika sind sie nicht immer eindeutig zu klassifizieren. Trotz diverser Algorithmen zur Differentialdiagnose bleibt am Ende eine gewisse Unsicherheit, die mit ein paar alltags- und notfalltauglichen Überlegungen vielleicht in den einstelligen Prozentbereich gedrückt werden kann.

Im Folgenden geht es um regelmäßige Tachykardien, also entweder VT (ca. 80 %) oder SVT mit Schenkelblock (ca. 15 %) bzw. antegrader Leitung über eine akzessorische Bahn (ca. 5%). Bei deutlich unregelmäßigen Breitkomplextachykardien ist von Vorhofflimmern, -flattern oder einer Vorhoftachkardie mit AV-Block auszugehen.

In den letzten 50 Jahren sind diverse EKG-Kriterien und Algorithmen zur Differenzierung VT vs. SVT identifiziert und publiziert worden. Sie alle teilen das Schicksal einer sehr hohen Treffsicherheit in den jeweiligen Erstpublikationen, aber merklich geringerer diagnostischer Genauigkeit so etwa in der Größenordnung von 70-80 % bei späteren Vergleichen an anderen Kollektiven (Vereckei A 2014).
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STROKESTOP Trial

Svennberg E et al.: Clinical outcomes in systematic screening for atrial fibrillation (STROKESTOP): a multicentre, parallel group, unmasked, randomised controlled trial. The Lancet 398 (2021): 1498-1506. doi.org/10.1016/S0140-6736(21)01637-8

Auf dem EHRA-Kongress 2021 stellte Emma Svennberg die Ergebnisse der STROKESTOP-Studie vor, die 2012-2014 in Schweden durchgeführt wurde: Alle 75- und 76-Jährigen mit Wohnsitz in den Regionen Halland und Stockholm sind nach dem Zufallsprinzip zu einem Screening auf Vorhofflimmern (n=14.387) oder zu einer Kontrollgruppe (n=14.381) eingeladen worden. Die Screening-Gruppe wurde in lokalen Zentren untersucht und jene ohne VHF-Anamnese wurden gebeten, 14 Tage lang 2x täglich mit einem Device (Zenicor-EKG) intermittierende EKG aufzuzeichnen. Wenn anamnestisch oder bei den EKG-Aufzeichnungen VHF festgestellt, wurde eine orale Antikoagulantien angeboten. Alle Teilnehmer wurden mindestens 5 Jahre lang hinsichtlich des primären kombinierten Endpunkts (Schlaganfall, systemische Embolie, klinikpflichtige Blutung oder Tod jedweder Ursache) weiterverfolgt.
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LOOP Study

Svendsen JH et al.: Implantable loop recorder detection of atrial fibrillation to prevent stroke (The LOOP Study): a randomised controlled trial. Lancet (2021) 398:1507-1516 doi.org/10.1016/S0140-6736(21)01698-6

Endpunkt
Primärer Endpunkt: Schlaganfall oder systemische arterielle Embolie
2014-2016 wurden in 4 dänischen Zentren insgesamt 6004 Menschen im Alter von 70-90 Jahren mit mindestens einem weiteren Schlaganfall-Risiko eingeschlossen. 25 % (n=1501) erhielten nach dem Zufallsprinzip einen implantierten Event-Recorder (ILR), 75 % (n=4503) eine Standardversorgung (Kontrolle). Während der medianen Nachbeobachtungszeit von 64.5 Monaten wurde bei 1027 Probanden VHF diagnostiziert: 477 (31.8 %) in der ILR-Gruppe gegenüber 550 (12.2 %) in der Kontrollgruppe (HR 3.17; p<0.0001). Bei 1036 Probanden wurde eine orale Antikoagulation eingeleitet: 445 (29.7 %) in der ILR-Gruppe gegenüber 591 (13.1 %) in der Kontrollgruppe (HR 2.72; p<0.0001). Der primäre Endpunkt trat bei 318 Probanden auf (315 Schlaganfälle, 3 arterielle Embolien): 67 (4.5 %) in der ILR-Gruppe gegenüber 251 (5.6 %) in der Kontrollgruppe (HR 0.80; p=0.11). Schwere Blutungen traten bei 221 Teilnehmern auf: 65 (4.3 %) in der ILR-Gruppe gegenüber 156 (3.5 %) in der Kontrollgruppe (HR 1.26; p=0.11).
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Positionspapier Digital Devices der EHRA

Svennberg E et al.: How to use digital devices to detect and manage arrhythmias: an EHRA practical guide.
EP Europace, 2022, online 03.04.2022

Das EHRA-Positionspapier listet 29 Devices, die in peer-reviewed Veröffentlichungen zur klinischen Arrhythmie-Diagnose verwendet wurden. Es folgen Kapitel zu den potenziellen Einsatzgebieten digitaler Geräte, dabei werden Empfehlungen in 3 Kategorien abgegeben:
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Crochetage-Zeichen

EKG-Beispiel
Crochetage in Abl. II, III und aVF
Das Crochetage-Zeichen ist eine charakteristische Kerbung des QRS-Komplexes in den inferioren Ableitungen bei Menschen mit Vorhofseptumdefekt (ASD). Es wurde zwar schon 1959 beschrieben, seine Relevanz für die Erkennung von ASD aber erst in den letzten Jahren wieder entdeckt.
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Strikt posteriorer Infarkt

Strikt posteriore Infarkte sind oft eine Herausforderung. Obgleich in der Regel durch einen akuten Verschluss meist der Cx verursacht, erfüllen ihre EKG mit den charakteristischen ST-Senkungen in V1-3 die STEMI-Kriterien der Leitlinien nicht. Sie gehören zu den am häufigsten „übersehenen“ OMI (Occlusive Myocardial Infarction), die von einer Akutintervention (mutmaßlich) profitieren würden. Was nicht unerheblich ist, wenn geschätzte 8 % aller OMI strikt posterior lokalisiert sind.

Andererseits aber sind >75 % der ST-Senkungen in den Brustwandableitungen bei akutem Thoraxschmerz nicht durch einen Koronarverschluss verursacht (NOMI oder Non-occlusive Myocardial Infarction). Diese Patienten profitieren von einer notfallmäßigen Angiografie nicht, können aber möglicherweise Schaden nehmen. Was tun, um bei einem solchen EKG zwischen OMI und NOMI zu differenzieren?
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EKG-Weiterbildung verbessert die Infarkttherapie

McLaren JTT et al.: Sharing and Teaching Electrocardiograms to Minimize Infarction (STEMI): reducing diagnostic time for acute coronary occlusion in the emergency department. J Emerg Med (2021) 48:18-32

McLaren und Kollegen von der Uni Toronto haben 2018-2019 den Effekt einer strukturierten EKG-Weiterbildung auf die Qualität der Infarktversorgung untersucht.

Beginnend mit großen Auftakt-Fortbildungen und fortgeführt mit einem wöchentlichen Audit- und Feedback-Programm wurden dem 80-köpfigen ärztlichen Team der Notaufnahmen an 2 akademischen Lehrkrankenhäusern EKG-Beispiele unnötiger oder verzögerter Herzkatheter-Aktivierungen präsentiert. Die Beispiel-EKG wurden mit Erläuterungen und Literaturverweisen auf einer internen Webseite veröffentlicht.

Verglichen mit dem Jahr vor Einführung dieses Programms konnte die Zeit zwischen EKG-Registrierung und Katheter-Aktivierung von im Median 28,0 Minuten auf 8,0 Minuten verkürzt werden, ohne dass der Anteil unnötiger Aktivierungen anstieg (28,2 % vs. 20,0 % ohne ursächliche Läsionen beim Katheter).
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